Sonntag, 23. Dezember 2012


Zum Abschluss dieses Jahres mit seinen vielen neuen Erfahrungen, Umzug, Reisen und zahlreichen Kaffee-und-Kuchengenüssen (da liegt noch viel auf Halde, wir kommen hoffentlich bald zum Bloggen und geloben für 2013 Besserung was die Zahl der Empfehlungen angeht) genieße ich: eine gute Tasse heiße Schokolade.

Die gibt's im Café Cocoa im Westend in München (Kazmairstraße 24) in vielen, vielen Variationen. Hier: "Nude" mit Vanillenote - fantastisch. Aber auch "Before Nine" mit Nanaminze ist sehr lecker, für die unverbesserlichen Bayern gibt es sogar "Bavaricoa" mit Hopfen- und Malznote. Kann man ausprobieren, muss man aber nicht. 

In diesem Sinne: frohe Weihnachten & erholsame Feiertage mit Glühwein und Plätzchen, Kaffee und Kuchen gibt's dann wieder im neuen Jahr.


Laura & Felix


Samstag, 8. September 2012

München: Übersicht der Vernachlässigten

Natürlich haben wir in München und Mainz noch viele weitere Cafés besucht, und natürlich sind wir mit dem Bloggen nicht hinterher gekommen. Meist ist es eben verlockender, sich auf die Suche nach dem nächsten Stück Kuchen zu begeben, als vom letzten Stück Kuchen zu berichten.

Diesen beiden Städten haben wir den Rücken gekehrt, um von nun an eifrig aus Mannheim und Umgebung zu berichten (ja, wir mögen Städte mit M. Was wird die nächste Station sein? Mönchengladbach? Madrid? Mailand? (Egal, Hauptsache Italien!)). Damit aber die guten Cafés dennoch ihren wohlverdienten Platz hier finden, gibt es nun eine Zusammenschau der wichtigsten unter den vernachlässigten, zuerst von mir aus München, dann von Felix aus Mainz.


Von außen ein unscheinbares Eckhaus, das nur durch die Kuchen im Fenster auffällt, offenbart das Ruffini innen seine Qualitäten: Ein einladender alter Gastraum mit schönen Bildern an der Wand, in dem auch meine Detailversessenheit absolut befriedigt wird: Auf dem Hahn eines deko(rativen) Waschbeckens im Raum thront ein Hahn. Hach.







Dass der Kuchen gut war, wussten wir schon vom letzten Besuch, nur aßen wir ihn da unterwegs, am Nymphenburger Kanal. Sowohl der Schoko-Banane-Trüffel-Kuchen als auch der Apfelkuchen waren sehr gut. Was muss man noch mehr sagen als: Die netten Menschen vom Ruffini hatten sogar Plastikgabeln für uns! 
Dann wurde der Konditor noch mal vor Ort auf Herz und Nieren geprüft und hat auch diese Prüfung mit Bravour bestanden: wieder zwei extrem leckere Stücke! Diesmal gab es Kirschkuchen und wieder eine Schokoladen-Tarte – ich habe noch nie eine bessere Schokoladenmasse gegessen als die im Ruffini – mit einer dicken Schicht Himbeeren. Dunkel, nicht zu süß, cremig, aber nicht zu sahnig…
unbeschreiblich und probierenswert.


Der Kaffee „haut rein“ wie unser erster Gedanke war, aber wohl eher aromatisch als was das Koffein angeht. Für uns nur ein „gut“, vor allem bei einem Preis von 3,50€ für eine nicht allzu große Tasse. Dafür wurde er aber mit einem Cantuccini und Leitungswasser serviert.Den kleinen Punktabzug beim Kaffee holt allerdings der an den Speiseraum angrenzende Verkaufsraum wieder raus, wo es neben allerlei leckeren Kleinigkeiten auch eine gute Weinauswahl zu günstigen Preisen gibt – günstig deshalb, weil sich das Betreiberkollektiv auch als Weingroßhändler betätigt.

(Ruffini, Orffstraße 22-24, 80637 München)


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Wesentlich traditioneller geht es in der Konditorei Leuchtenberg zu, die wegen ihrer Nähe zu meiner Wohnung oft unsere Rettung bei spontanem Kuchenhunger war.

 


Das Angebot ist klassisch: Obstkuchen nach Saison und die Klassiker von Bienenstich bis Sachertorte, durchgereicht von der Backstube direkt in den Verkaufsraum. Immer lecker, auch wenn man den klassischen Geschmack des Kuchenbodens irgendwann kennt. Dazu ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und jedes Mal eine ausgesprochen nette Verkäuferin hinter der Theke. Irgendwann dachten wir, wir sollten nicht immer nur Kuchen holen sondern dort auch einmal einen Kaffee trinken und saßen gemütlich neben alten Tantchen im kleinen Café, haben aber weder vom Süßstoff auf dem Tisch noch vom Kräuterlikör auf der Karte Gebrauch gemacht.


(Konditorei Leuchtenberg, Agnes-Bernauer-Straße 122, 80687 München)
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Dann war da noch Josefina in der Maxvorstadt – nicht zu verwechseln mit Josefa im Westend – wo es zwar etwas länger dauerte, bis der Kuchen kam, aber in der (damals ersten richtigen Frühlings-)Sonne war warten erträglich. Der Apfelkuchen mit Streuseln war besonders lecker, während der Kaffee keine besonderen Auffälligkeiten zeigte.

(Josefina, Augustenstraße 113, 80798 München)

 

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Lecker ist es auch in der Aroma Bar, aber die ist sowieso schon hinreichend bekannt und muss deshalb hier nicht weiter gerühmt werden. (Aroma Bar, Pestalozzistraße 24, 80469 München)

Selbstverständlich hat München noch viele weitere Cafés (und eine friesische Teestube, die es sich ebenfalls zu besuchen lohnt) zu bieten, ständig kommen Neue dazu, die wir entdecken werden, wenn wir mal wieder im Lande sind. Vorerst war’s das aber mit der verwöhnten bayerischen Hauptstadt, wir freuen uns auf neue Gefilde und, so viel lässt sich nach einigen Tagen in Mannheim schon sagen, hipsterfreiere Cafés.

Freitag, 29. Juni 2012

ocelot, not just another bookstore. Brunenstraße, Berlin.


Wenn ich mich selbstständig machen würde, dann mit einer Buchhandlung-Café-Kunst-Kombination, plus ein bisschen Mode vielleicht. Und vielleicht sähe dieser Laden dann so ähnlich aus wie die Buchhandlung, die ich letzte Woche in Berlin besucht habe: ocelot,
Ja, da steht ein Komma. Das gehört da hin.

Warum eine Buchhandlung in den Café-Blog gehört? Nun, weil sie eben beides ist: Buchhandlung und Café. Ich kann weder Kuchen noch Kaffee beurteilen, da ich keine Zeit zum Genuss von beidem hatte, Kaffeemaschine (ja, die sagt ja auch schon immer etwas aus) und Kuchenvitrine versprachen aber Gutes! Weil ich das Konzept so gut finde, möchte ich es hier kurz vorstellen.






In Zeiten des Online-Buchkaufs, zunehmender Schwellenangst im Buchhandel und einem Phänomen, für das es im Niederländischen ein schöneres Wort gibt als im Deutschen, "ontlezing" nämlich, quasi ent-Lesung, Lese(r)schwund, braucht man Projekte wie "ocelot, not just another bookstore". Der Laden ist großartig eingerichtet und weit weg vom Standard der Teppichböden und Ausreizen noch des letzten Regalmeters: Mit Mooreiche (!) wurden die Wände verkleidet, die Bücherregale wirken quasi in die Wand eingelassen und erhalten dadurch einen Rahmen und eine besondere Betonung.
Die restlichen Präsentationsflächen sind ebenso funktional und klar, an den Wänden hängt eine kleine Kunstsammlung des Inhabers, es gibt Sitzflächen an den Fenstern und einen langen Tisch in der Mitte des Raumes, an den man sich gerne setzt – zum Lesen oder Kaffee Trinken. Und auch für Veranstaltungen, denn die sollten dort ebenfalls stattfinden. Vom Programm, einer Mischung aus (lokalen) Schätzen und Standardsortiment, möchte ich gar nicht anfangen: auch das scheint mir sehr gut durchdacht.


So muss die Buchhandlung der Zukunft sein: Ein Ort der Sinne. Ja, da darf auch leise Musik laufen! Und es muss nach Kaffee duften! Viele Menschen werden durch diese Buchhandlung nach hinten durch in die Bezirkszentralbibliothek Philipp-Schaeffer laufen, es wird also hoffentlich ein lebendiger Ort. Wer vorbeikommt, trinkt bitte einen Kaffee, isst ein Stück Kuchen und berichtet hier im Kommentar. Und kauft ein Buch, selbstverständlich.

ocelot, not just another bookstore
Brunnenstraße 181
10119 Berlin
www.ocelot.de

(Der Onlineshop wird bald gelauncht - dranbleiben!)


Montag, 16. April 2012

Poppingas Alte Bäckerei. Sielstraße, Greetsiel.

In Ostfriesland wird Tee nicht einfach getrunken, sondern zelebriert. Dass diese Tradition auch heute noch ausgeübt wird, macht der durchschnittliche Teeverbrauch der Ostfriesen deutlich. Während der normale Deutsche etwa 250g Tee im Jahr verbraucht, benötigen sie 2,5kg. Pro Kopf. Im Jahr. Man wundert sich ein wenig, dass zwischen Emden und Wilhelmshaven nicht alle 250m ein Toilettenhäuschen steht. Aber nun zur Teezeremonie, die nicht nur zur Hauptteezeit um 15 Uhr, sondern bis zu vier Mal am Tag durchgeführt wird, u.a. am Vormittag zum Elführtje. Dabei wird die Teekanne mit kochendem Wasser zum Vorwärmen ausgespült, bevor der schwarze Tee ohne Filter oder Tee-Ei direkt in die Kanne gegeben wird (ein Teelöffel pro Person und einer für die Kanne) und man sie mit kochendem Wasser füllt. Bevor man den Tee in die Tassen gießt, gehört auf ihren Boden ein Kluntje, ein großes Stück Kandis, am besten weiß.



Mit der schönste Augenblick der Zeremonie ist wohl die Begegnung von heißem Tee und Kandis, gut hinhören! Dieser wird dabei durch ein Sieb (gibt es auch als Einsatz für den Kannenauslauf) aus der Kanne gegossen, die danach auf ein Stövchen kommt.
Gefüllt werden die Tassen übrigens nur zu zwei Dritteln, das lässt den Tee schneller auf Trinktemperatur abkühlen und hat noch einen weiteren Grund. Ostfriesischer Tee wird am besten in drei Schlucken getrunken. Warum das so ist, wird durch den letzten Zeremonie-Schritt klar: Mit einem kleinen Löffel lässt man etwas Sahne langsam und in einer kreisförmigen Bewegung gegen den Uhrzeigersinn – schließlich soll die Zeit beim Tee Trinken angehalten werden – in die Tasse. Wenn man ein wenig Übung hat, entstehen dabei Wulkje, kleine Wölkchen aus Sahne, die langsam nach oben steigen.



Deshalb schmeckt der erste Schluck eher sahnig, der zweite Schluck ist das starke Aroma des schwarzen Tees pur und der letzte Schluck verdrängt sofort alles Bittere mit der Süße des Zuckers. Und ist die Tasse leer, geht es von vorne los, so werden bei der Zeremonie mindestens drei Tassen getrunken, was bei den kleinen, nicht vollständig gefüllten Tässchen aber nicht schwierig ist.
Wenn man bei Ostfriesen zu Gast ist, wird einem übrigens so lange Tee nachgeschenkt, bis man seinen Teelöffel in die Tasse stellt. Diese Art des Teetrinkens haben wir mit großem Vergnügen in Poppingas Alte Bäckerei in Greetsiel zelebriert, was auch der perfekte Ort dafür ist.



Neben einer kaum nachbitternden Teesorte und fürs Wölkchen steigen Lassen ausgezeichneten, etwas dickflüssigeren Sahne versetzt einen das Café, das nebenbei noch ein Museum alter Wohn- und Gewerbekultur ist, selbst in eine andere Zeit. Direkt am Eingang wird man von der alten Ladeneinrichtung begrüßt und die Teestube selbst sieht wie ein Wohnzimmer des 19. Jahrhunderts aus, mit Ofen, Butzenbetten und gemütlichen Stühlen.



Nebenbei haben wir – wie sollte es auch anders sein – noch ein Stück Kuchen verzehrt. Lauras Orangen-Mohn-Kuchen war genauso groß und sättigend wie mein Apfelkuchen (angeblich nach Oma Poppinga herself) und passte ausgezeichnet zum Vergangenheitsgefühl, weil er liebevoll hand- und hausgemacht schmeckte, so als wären diese Küchengeräte noch in Benutzung:


Wenn ihr in nächster Zeit in der Nähe von Greetsiel sein solltet, lasst euch nicht von Reiseführereinträgen über das angeblich von Touristen überfüllte Café abschrecken, Poppingas Alte Bäckerei ist viel zu gemütlich und klein, um zu unruhig zu werden.


















Sielstraße 21
26738 Greetsiel

Montag, 26. März 2012

Café Fräulein. Frauenstraße, München.


Zentral gelegene Cafés in Großstädten sind meist nicht das, was ich mir unter einem guten Café vorstelle: Entweder findet man eine der großen Café-Ketten oder Touristencafés mit überteuerten Preisen – verständlich, die Mieten müssen ja irgendwie wieder reingeholt werden.
Wer in München aber wirklich zentrales – im Sinne von „S-Bahn-Station Marienplatz“ – Café sucht, muss nur einmal quer über den hübschen Viktualienmarkt laufen, links abbiegen und genau hinschauen: dort liegt das kleine, feine Café Fräulein!

Zwischen Flohmarktgeschirr und alten schwarz-weiß-Fotos fühlt man sich augenblicklich wohl, was sonst in kleinen Cafés oft schwierig ist. Felix findet es allerdings ein bisschen beengt - das hängt aber natürlich auch davon abhängt, wie viel gerade los ist. Besonderes Glück ist es, den Fensterplatz zu erwischen – drinnen auf der Fensterbank oder draußen auf der Bank vorm Fenster. Dann geht’s ans Bestellen, schwierig, schwierig: eine wirklich gute Zimtschnecke (das Backwerk kommt aus der Zimtschneckenfabrik; in der Zimtschneckenfabrik in Giesing gibt es ebenfalls ein Café Fräulein) oder einer von den leckeren kleinen Kuchen?

Diesmal: ein Kuchen. Ein(e?) „Blondie“ um genau zu sein, mit weißer Schokolade, Cashews und Himbeeren – mächtig und extrem lecker. Von einem Café-Fräulein-Kuchen nehme ich meist die Hälfte mit nach Hause (und hab dadurch die doppelte Freude…). Dazu, wie eigentlich immer, ein Cappuccino, stark und gut und mit 2,80€ auf durchschnittlichem Münchner Niveau. Wasser und Gläser stehen auf jedem Tisch – perfekt! Für den heißen Sommernachmittag kann ich auch die hausgemachte Holunderblüten-Limo empfehlen.

Für die Herzhaften unter den Genießern gibt es übrigens auch Salat, Baked Potatoes und andere Snacks. Aber wen interessierte das schon, wenn daneben die kleinen Kuchen in der Auslage stehen? Mich jedenfalls nicht!











Café Fräulein
Frauenstraße 11
80469 München

P.S.: Wer den Stachus für zentraler als den Marienplatz hält: Dort in der Passage im/unter Karstadt gibt es mittlerweile eine Dependance!

Freitag, 23. März 2012

Melcher's. Buttermelcherstraße, München.

Es mag unterschiedliche Gründe für eine Kaffeepause mit Kuchen geben, für uns geht es jedoch meistens um einen Moment der Erholung und Ruhe vom groß- und manchmal auch kleinstädtischen Treiben. Deshalb suchen wir uns am liebsten kleinere Cafés aus, in denen man nicht mit lauten Menschenmassen oder wummernden Lautsprechern rechnen muss. Dass das Melcher's im Münchener Glockenbachviertel der perfekte Fluchtpunkt aus dem Alltag ist, damit hatten wir allerdings nicht gerechnet.


Schon beim Eintreten fällt das kleine Café durch einen immer mehr unterschätzten Wert auf, es ist ausgesprochen dezent. Die ruhige Musik ist niemals aufdringlich, was auch auf die Bedienung zutrifft, und die Stimmung unter den Besuchern ebenso angenehm gedämpft wie das Licht. Das Klischee des Wohnzimmer-Cafés erfüllt sich hier auf angenehme Weise: Die Regalwand auf der linken Seite ist gefüllt mit Reminiszenzen, die nicht zu persönlich wirken, die kuscheligen Sesselgruppen verstärken die gemütliche Atmosphäre genauso wie die warme Farbauswahl bei Wänden und Möbeln, frische Blumen weisen auf einen guten Geist im Hintergrund hin und gleichzeitig wurde nirgendwo der Fehler der Überdekoration begangen. Hier stimmt fast alles, ohne zu stimmig zu wirken.


Natürlich muss auch solch ein Café einen Haken haben, der allerdings weder im Kuchen noch im Kaffee zu finden war. Über vorgekochte Äpfel im Apfelkuchen kann man streiten – ich mag Abwechslung –, über das ausgesprochen große Stück jedoch nicht. Der Cappuccino fiel dagegen etwas kleiner aus, war dafür aber angenehm stark und heiß. Beim Kaffeepreis ließ sich dann auch der einzige Minuspunkt feststellen, doch zahle ich gern ein wenig mehr, wenn man in einer Millionenstadt überraschend das Gefühl vermittelt bekommt, die Tür hinter sich zu ziehen und die Welt draußen lassen zu können.


Buttermelcherstraße 21
80469 München

Donnerstag, 1. März 2012

Zwischenstopp: Café Picnic. Hauptbahnhof Mannheim.

Randnotiz einer Reisenden:



Erwähnt man Mannheim, ist die erste Reaktion fast immer „Hässlich!“. In dieser Hinsicht ähnlich arm dran dürften nur die Bielefelder sein („Bielefeld? Das gibt’s doch gar nicht!“).
Ich jedenfalls strandete letztens am Mannheimer Bahnhof und durfte auf den nächstmöglichen Anschlusszug warten, es war kalt, ich war müde: Kaffee! Glücklicherweise, und deshalb diese Randnotiz, gibt es im Bahnhof von Mannheim ein tatsächlich nettes Café, man ist dort also weder gezwungen, in einem unschönen McDonald's am Stehtisch zu lehnen (keine Sitzplätze!), noch muss man mit dem Yormas-Kaffeebecher in der Kälte stehen. Im unteren Teil des Hauptbahnhofs liegt das Café Picnic, bietet durchschnittlichen Cappuccino, die üblichen Getränke, Kuchen, Sandwiches und eine „heiße Oma“ (heiße Milch + Eierlikör + Vanillesirup) aber vor allem: schöne Sitzplätze in grüner Umgebung.

Es gibt schlimmere Orte, um eine Stunde zu verbringen, insbesondere an Bahnhöfen. Deswegen ein kleines Lob außerhalb der regulären Café-Reihe für diese Bahnhofszuflucht!

Café Picnic
Willy-Brandt-Platz 17 (Hauptbahnhof)
68161 Mannheim

Mittwoch, 22. Februar 2012

Moritz Café am Rathausplatz, Ingolstadt.

Glühwein statt Kaffee: jetzt wo der Winter endlich da ist, liegen unsere Prioritäten ein bisschen anders. Abends auf einem der vielen Christkindlmärkte in München oder auf dem Weihnachtsmarkt in Mainz – und nachmittags gibt es zu Hause Plätzchen (und die fantastischen Lebkuchen mit einem Hauch Chili von meiner Schwester).

Damit es hier trotzdem nicht langweilig wird, lasse ich den Frühling wiederkehren und erinnere mich an einen Besuch im Café Moritz in Ingolstadt. „Damals“ im März, es war der erste Tag, an dem man den Kaffee wieder draußen genießen konnte, saßen wir auf dem Rathausplatz, sahen den Flaneuren zu und teilten uns, wie auf dem Foto unschwer zu erkennen, ein Stück Kirsch-Streusel-Kuchen. Der war gut, wenn auch nicht in irgendeiner Weise „besonders“ – solide Stadtcafé-Konditorleistung. Hinter dem Café steckt nämlich tatsächlich eine Bäckerei und Konditorei: der Bäcker Heiglbeck. Dort hat man ein gutes Händchen bei der Kaffeeauswahl und serviert deshalb auch hier einen Cappucchino in „passt immer“-Größe und gutem Preis-Leistungs-Verhältnis. Dass es ein Glas Wasser dazu gibt, ist leider noch immer nicht überall eine Selbstverständlichkeit - hier schon!

Die Lage des „Café Moritz“ ist nicht zu toppen. Ob man auf dem Halbrund im Freien vor dem Café sitzt oder im ebenfalls halbrunden Inneren an der Fensterfront: man genießt den Blick auf das alte Rathaus Ingolstadts, die Spitalkirche, einige schöne Stadthäuser und die Sparkassenfiliale, die Dank Verkleidung mit warmem Solnhofer Naturstein gar nicht unansehnlich ist – das neue Rathaus, absolut keine Schönheit, liegt praktischerweise im Rücken. Ambientefotos gibt es diesmal leider nicht, die Blog-Idee lag noch in der Ferne – Kuchen habe ich dagegen schon immer fotografiert. Ambiente-Abzug gibt's, weil man drinnen dann doch etwas exponiert und ungemütlich an der Glaswand sitzt.

Wer nicht zur Kaffee- und Kuchenzeit nach Ingolstadt kommt: Im Café Moritz gibt’s auch warme Speisen, Snacks und abends die üblichen Alkoholika.












Moritz Café am Rathausplatz
Rathausplatz 4
85049 Ingolstadt

Donnerstag, 12. Januar 2012

Mamas Liebe. Rheinstraße, Mainz.

An manchen Tagen hat man einfach nur Pech. Dann lässt man den Regenschirm zuhause, weil die Sonne so freundlich scheint. Selbstverständlich regnet es dann trotzdem, aber immerhin kann man einem wunderschönen Regenbogen folgen. Dass der einen dann nicht zum Goldschatz, sondern zum angestrebten Café führt, wäre noch verzeihlich. Wenn man nicht vor verschlossenen Türen stünde, Betriebsferien… Doch auch das ist noch kein Grund zu verzagen, schließlich haben wir schnell eine Alternative gefunden: Mamas Liebe liegt zwar nicht am Rhein, sondern an der Rheinstraße, aber zumindest ist der erste Eindruck sehr gemütlich. Warmes Licht, einfache, aber hübsche Möbel und viele, tatsächlich mit Liebe dekorierte Details laden ein, sich auf einem der Sofas oder an einem der Holztische niederzulassen.

Drei – angeblich von Mama höchstpersönlich gebackene – Blechkuchen stehen neben anderen, herzhaften Kleinigkeiten zur Auswahl. Wir entscheiden uns für einen Kirschstreuselkuchen, Cappuccino und eine Couch, und unsere Pechsträhne scheint überwunden zu sein. Welch Trugschluss.
Der auf den ersten Blick gemütlich aussehende Fellüberwurf sollte auch nicht mehr als mit einem Blick gemustert werden, da man sonst die Haarfarbe des Vorhersitzenden identifizieren kann. Und wie das so ist, wenn man in einem Café erst einmal sitzt, beginnt man, die Räumlichkeiten genauer in Augenschein zu nehmen. Was beim Eintreten noch behaglich aussieht, wirkt nun eher überladen. Jede kleine Fläche im Café ist dekoriert, behangen, zugestellt, schnell stellt sich ein visueller Overkill ein, der selbst vor den unwahrscheinlichsten Gebrauchsgütern keinen Halt macht, siehe Foto. Aber das wäre noch erlässlich, wenn von Mamas Liebe bei der Bedienung etwas übrig geblieben wäre. Stattdessen wird man mit unfreundlichem Geraune abgekanzelt. Aber wir alle stehen von Zeit zu Zeit mit dem falschen Bein zuerst auf und so freuten wir uns dennoch auf den Kaffee.


Und der war immerhin nicht schlecht, womit das Dilemma aber auch schon seinen Lauf nahm, denn gut war er auch nicht. Das fehlende Kakaopulver und der dünne Milchschaum könnten noch unter Geschmackssache verbucht werden, doch wer schon große Café-Bar-Maschinen auffährt, sollte keinen schwachbrüstigen Kaffee liefern. Zumindest der Kuchen ging in Ordnung, auch wenn er mir durch eine Puddingschicht ein wenig zu feucht und süß erschien.


Vielleicht hat Mamas Liebe genau wie wir einfach einen schlechten Tag erwischt, doch ein zweiter Besuch lohnt sich für uns, selbst wenn der Regenbogen genau vor der Tür aufhören würde, nicht.












Mamas Liebe
Fort Malakoff Park
Rheinstraße 4L
55116 Mainz